Photo by Karolina Grabowska / Pexels

Happy Thanksgiving. Nun sind wir in unserer Kultur zwar gerade mit anderem beschäftigt, wie dem Black Friday, der Adventsdekoration, der kommerziellen Ausschlachtung des schönen Brauchs des Advents-Kalenders oder anderem mehr.

Happy Thanksgiving. Dankbarkeit auszudrücken ist leicht und geht immer. Es ist aber genau so leicht, es nicht zu tun und sich scheinbar Wichtigerem zu widmen. Allerdings sollten wir angesichts der gewaltigen Benefits, die eine Haltung oder gar ein Lebensstil der Dankbarkeit mit sich bringt, die Chance des Thanksgivings nutzen, um darüber zu reflektieren, ob es nicht allenfalls doch ein wertvolles Asset in unserem Portfolio sein könnte.

Dankbarkeit ist in drei Kategorien im Angebot. Für Einsteiger, Fortgeschrittene und Meister.

Dankbarkeit für Einsteiger

Unter diese Kategorie fällt das, was wir landläufig unter dem Erntedankfest verstehen. Wir haben geerntet, also sagen wir danke. Das ist nicht mehr als Anstand, haben wir schon im Kindesalter gelernt. „Sag schön Danke!“ Davon auszugehen, dass dieses Level als Allgemeingut anerkannt und praktiziert wird, ist trotzdem unrealistisch. Wallace D. Wattles schreibt in seinem Klassiker „Die Wissenschaft des Reichwerdens“:

„Viele Menschen, die ihr Leben in allen anderen Bereichen sehr gut geordnet haben, bringen es deswegen zu nichts, weil sie keine Dankbarkeit empfinden. Wenn sie ein Geschenk von Gott erhalten haben, unterbrechen sie die Verbindung zu ihm, indem sie ihm die Anerkennung verweigern.“

Aha, Gott. Dankbarkeit hat also etwas mit Demut zu tun. Mit der Erkenntnis, dass wir den Erfolg, den wir in den zurückliegender Zeit ernten konnten, nicht alleine unseren Anstrengungen zu verdanken haben. Wohl sind Sie es, die die Ursache für die entsprechende Wirkung geleistet haben, aber das zu Grunde liegende Prinzip von Ursache und Wirkung, das Ihre Saat zur Ernte wachsen und reifen liess, dass hat jemand anders „zur Verfügung“ gestellt.

Wenn Gutes zu uns kommt, so werden wir umso mehr Gutes erhalten, je dankbarer wir unseren Geist auf die höchste Macht ausrichten – und umso schneller wird das Gute zu uns strömen. Der Grund hierfür ist einfach, dass eine mentale Einstellung der Dankbarkeit unseren Geist näher an die Quelle heranbringt, aus der alles Gute strömt.

Das ist quasi Dankbarkeit 101. Wir tun gut daran, sie zu verinnerlichen.

Dankbarkeit für Fortgeschrittene

Vermutlich liegt die Latte für Thanksgiving dieses Jahr etwas höher, nicht nur für Mitglieder jenes Lagers, die die Nichtbestätigung Ihres verehrten Präsidenten verschmerzen müssen. Die globale Pandemie und die Folgen des Umgangs damit haben zahllosen Menschen das Lachen geraubt. „Seid dankbar für alles, allezeit“, wie uns die Bibel rät, wird deshalb wohl bei -zig Prozent der Menschheit bestenfalls ein bitteres, zynisches Lächeln hervorrufen.
Aber bitte, wir sind da auf dem Fortgeschrittenen Level der Dankbarkeit. Und der besteht darin, „allezeit für alles“ dankbar zu sein. Damit berücksichtigt er das Gesetz der Polarität, das besagt, dass in jedem Ereignis und Umstand sowohl negative wie auch positive Aspekte enthalten sind. Es gibt also nichts, wirklich nichts, das nicht auch etwas Gutes enthalten würde, und zwar in derselben Potenz. Wenig Schlechtes, wenig Gutes. Viel Negativem steht demnach viel Positives gegenüber. Dieses Gesetz hat seine unumstössliche Gültigkeit genauso wie das uns vertraute Gravitationsgesetz. Indem ich darauf verzichte, ein Ereignis, Umstand oder Person als „schlecht“ zu taxieren gebe ich demselben die Möglichkeit, sich als „gut“ herauszustellen. Mit dem Urteil „schlecht“ hingegen ist der Fall klar und abgeschlossen, eine Kehrtwende nicht mehr denkbar. Sie haben immer die Wahl, wie Sie etwas betrachten und wahrnehmen möchten. Indem Sie Ihre Wahrnehmung von etwas verändern, verändert sich die Dinge, die Sie betrachten.

Kennen Sie den sogenannten Matthäus-Effekt?

„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“

Ich habe ihn jahrelang gekannt, ohne seine Logik zu erfassen. Lange bin ich an der vordergründigen Ungerechtigkeit hängen geblieben. Die Logik besteht darin, dass dort, wo ihr Fokus liegt ihre Energie hinfliesst und sich der betrachtete Umstand verstärkt. Oder, um mich auf eine weitere Gesetzmässigkeit zu berufen: Sie ziehen das in Ihr Leben, was mit Ihrer eigenen Schwingung übereinstimmt. So gesehen lohnt es sich, in allem das Gute zu suchen, damit sich das – dem ersten Eindruck zum Trotz erkannte – Gute vermehren und zur Fülle summieren kann. Alles andere wäre unklug.

William Law hat diese Erkenntnis so formuliert:
Wenn Ihnen jemand den kürzesten, sichersten Weg zu allem Glück und aller Vollkommenheit sagen könnte, muss er Ihnen sagen, es zur Regel zu machen, Gott für alles, was Ihnen widerfährt, zu danken und zu preisen. Denn es ist sicher, dass jedes scheinbare Unglück, das einem widerfährt, wenn man Gott dafür dankt und preist, zum Segen wird. Könnten Sie also Wunder wirken, könnten Sie nicht mehr für sich selbst tun als durch diesen dankbaren Geist; denn er verwandelt alles, was er berührt, in Glück.“
(Zitiert von Robert A. Russell, „You too can be prosperous“)

Vielleicht war das der Grund, weshalb Abraham Lincoln mitten in den Anspannungen und Wirren des Amerikanischen Civil War 1863 Thanksgiving am letzten Donnerstag des Novembers aus der Taufe hob.

Die Meisterschaft

Dankbarkeit 301 besteht darin, dankbar zu sein für das, was noch nicht ist. In dieser Liga danken sie also nicht für die zurückliegende Ernte, sondern für die eben ausgebrachte oder anstehende Saat, ihr Wachstum, Gedeihen und folgende Ernte. Sie danken für das, was ausser in Ihrer Vorstellungskraft noch nirgends existiert. Für das, wofür Sie ausser Ihrer eigenen Überzeugung noch keine Beweise für deren Realisierung vorlegen können. Aber gerade diese Ihre Überzeugung – reden wir von Glauben? – ist es, die die Substanz des Kommenden bereits beinhaltet. Und Dankbarkeit dafür ist der beste Dünger für Leben, das erst am Entstehen ist, vorwärtsgerichtete Dankbarkeit der höchste Ausdruck Ihres Glaubens. Oder, um beim Matthäus-Effekt anzuknüpfen, Sie danken nicht nur dafür, was ist, sondern für das, was Ihnen aufgrund Ihrer Anerkennung des Guten gegeben wird.
Wenn die Basis der Dankbarkeit sich also auf den zurückliegenden Tag fokussiert, sich der fortgeschrittene Level mit der aktuellen Nacht auseinandersetzt, so richtet sich die Meisterschaft auf den kommenden Tag. Mag die Nacht noch so kalt und dunkel sein, der neue Tagesanbruch ist uns sicher. Das ist eigentlich eine Gewissheit, für die wir dankbar sein könnten.

Dankbarkeit, auch nach Thanksgiving
Wie wäre es mit einer Dankbarkeits-Challenge? Sich 30 Tage lang jeden Morgen Zeit zu nehmen, um sich mind. zehn Aspekte Ihres Lebens, für die Sie dankbar sind, zu notieren. Und wenn Sie schon am Schreiben sind, dann fügen Sie doch noch eine Notiz hinzu, weshalb Sie dafür dankbar sind.

Machen Sie Dankbarkeit zu einem emotionalen Spiel, nicht zu einer intellektuellen Übung. 
(James O’Meeghan)

Das Gesetz der Dankbarkeit ist das natürliche Prinzip, dass Aktion und Reaktion immer gleichwertig sind und in entgegengesetzte Richtung wirken. Wenn Sie Ihren Geist in dankbarer Anerkennung mit der höchsten Macht verbinden, so wird dadurch Energie freigesetzt; diese Energie wird ohne Umwege ihr Ziel erreichen. Die Antwort Gottes besteht darin, dass er sich augenblicklich auf Sie zubewegt.

(Wallace D. Wattles)

Das tönt nach Rückenwind. Und den können wir wohl alle gut gebrauchen. Nicht nur jetzt, aber momentan besonders.

Ich bedanke mich.