Ein Quantensprung, vergleichbar mit einem Marathonlauf in zehn Minuten

Der sagenhafte Quantensprung von Nirmal „Nims“ Purja hat sich bereits letztes Jahr ereignet, allerdings habe ich erst kürzlich durch einen Bericht in meiner Tageszeitung davon erfahren. Und hat mich – gewissermassen – in meinen Hintern getreten. Die Frage lässt mich seither nicht mehr los: Wie würde mein Leben aussehen und meine aktuellen Projekte sich entwickeln, wenn ich für mich ein neues Paradigma entwerfen würde und als Folge einen ähnlichen Quantensprung vollzöge? Was würde das für die aktuellen Herausforderungen und die nachfolgenden Konsequenzen bedeuten? Erste Antworten habe ich für mich gefunden, aber widmen wir uns zunächst mal Purja’s Geschichte:

Was bisher über einen Zeitraum von sieben und mehr Jahren realisiert wurde, erledigte Nirmal „Nims“ Purja und sein Team innerhalb von sechs Monaten und einer Woche. Er fand Wege, um sein kühnes Vorhaben zu finanzieren. Er liess sich weder von Verzögerungen durch die Chinesischen Behörden, noch von jahreszeitlich bedingten tiefen Temperaturen und starken Winden abhalten. Weder seine eigenen Zahnschmerzen (die mit Abnahme des Luftdrucks in der Höhe noch unerträglicher sind als in normalen Höhenlagen) noch Kritiker konnten ihn stoppen. Er vollzog seinen sagenhaften Quantensprung, oder, in seinen eigenen Worten, “wie den Marathon in zehn Minuten laufen”.

Es waren diverse Motive, die ihn zu diesem “Project Possible” bewogen haben. Naheliegende wie das Gewinnen von Anerkennung für das, was die nepalesische Volksgruppe der Sherpas in den Bergen leistet. Dann aber auch persönlicheres wie das Ausloten der eigenen Grenzen. Aufgrund früherer herausragenden Leistungen im Militär (er diente in der Gurkha-Brigade der Britischen Armee) und in den Bergen realisierte er, dass er noch zu weit mehr in der Lage wäre. Dabei kommt ihm seine körperliche Konstitution entgegen, verfügt er doch über eine für Spitzenathleten enorm wichtige rasche Erholungsfähigkeit. „Ich wollte ein neues Paradigma entwerfen, zu was ein Mensch in der Lage ist. Also das menschliche Potential neu ausloten. Ich wollte das Unmögliche schaffen.”

Andere Menschen durch sein Vorbild zu inspirieren war schliesslich der dritte Aspekt seines Vorhabens – und das, was er als die Logik hinter seinem Projekt bezeichnet: „Lass dir von niemandem einreden, dass du etwas nicht tun kannst. Denn niemand kennt dich besser als du selbst. Es geht darum, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und die positive Einstellung zu bewahren, wenn etwas schief läuft.“

Ein Spinner auf seinem Ego-Tripp? Von wegen. Nirmal Purja erwähnt unter den zahlreichen Herausforderungen seines Projekts auch eine Situation im Abstieg vom Kangchendzönga. Er gibt zwei höhenkranken Indern Flaschensauerstoff ab. „Das macht sonst keiner.“ Weil sonst niemand zur Hilfe bereit war, blieb die Rettungsaktion leider erfolglos.

Was ist das für ein Mindset, das zu solch einer bahnbrechenden Leistung befähigt?

Folgende Gedanken sind vom Price Pritchett und seiner Schrift „You2“ (Du im Quadrat; siehe Quellenangabe am Fuss dieses Artikels) inspiriert.

Es beginnt mit der Erkenntnis, dass unabhängig von dem, was du bereits erreicht hast in deinem bisherigen Leben, du noch nicht annähernd dein volles Potential entfaltet, sondern lediglich an der Oberfläche gekratzt hast. Du und ich, wir beide spüren zutiefst in unserem Inneren diese Wahrheit, die immer mal wieder anklopft und nach vollständigerem Ausdruck strebt.

Tiefer zu graben erfordert die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen und unbekanntes Terrain zu betreten, von dem es noch keine Karte gibt. Du zeichnest die Karte, während du unterwegs bist. Das erinnert an das Zeitalter der Entdecker.
Du musst bereit sein, dich radikal von ausgetretenen, unbefriedigenden Pfaden abzuwenden, Chaos in deinem Leben zu ertragen und dich nach neuen Denk- und Handlungsmustern auszustrecken und diese implementieren. Mit Problemen ist zu rechnen. Unkonventioneller Erfolg erfordert unkonventionelle Ansätze. Ziehe die unlogische, paradoxe Variante in Betracht und wende dich vom sogenannten gesunden Menschenverstand ab. Erwarte, dass sich dir einen Weg offenbart, auf dem du mit weniger Aufwand mehr resp. bessere Resultate erzielst. Suche die elegante Lösung, die sich durch Einfachheit, Präzision, Effizienz und Sauberkeit auszeichnet. Gib deine Ausreden auf und gehe dir selbst aus dem Weg.

Schöne Sätze. Erfordern, dass du deine mentalen Grenzen ausdehnst. Hört sich so an wie sich selbst am Schopf packen und zum Wasser raus ziehen. Wie kann das gelingen?
Lasse dich von deinen Wünschen, deiner Leidenschaft leiten. Nur ein tiefes Verlangen kann die nötige Hitze erzeugen, um dich vor den kühlenden Auswirkungen von Zweifel, Unsicherheit, Kritik und Misserfolg zu schützen. Zeichne ein kristallklares, scharf definiertes, lebhaftes mentales Bild deiner angestrebten Ergebnisse. Konzentriere dich auf Möglichkeiten anstatt dich mit scheinbaren Beweisen der Begrenzung auseinanderzusetzen.

Und vor allem: Gewinne den Glauben an dich selbst zurück. Tu so, als hättest du volles Vertrauen. So als ob es völlig unvorstellbar wäre, dass du etwas anderes als einen erfolgreichen Quantensprung erleben würdest. Tu nur was du tun würdest, wenn dein Erfolg gesichert wäre. Bleibe dran mit Suchen, Verfolgen und Träumen. Der Traum muss dich verzehren, dich kontrollieren, zum Handeln treiben und halbherzige Anstrengungen bei der Verfolgung verbieten. Widerstehe der Versuchung, dich in die Sicherheit, in die schützende Tarnung zurück zu begeben. Aufgeben ist keine Option.

Letztlich kann ein Quantensprung aber nicht erzwungen, sondern lediglich ermöglicht werden. Du kannst dich dafür öffnen, ihn einladen, dich damit auseinandersetzen, Vorkehrungen treffen und ihm so den Weg bereiten. Lasse los und erwarte Unterstützung von überraschender Seite und unbekannten Kräften.
Damit leitest du einen Prozess ein, bei dem du dich selbst und deine Welt anders wahrnimmst und beides anders nutzt. Neue Sicht- und Handlungsweisen lassen andere Möglichkeiten, die es gibt, tatsächlich Wirklichkeit werden.

Die einzige Möglichkeit, diesen Prozess zu kontrollieren, besteht darin am Ziel festzuhalten, das Streben fortzusetzen und aus Fehlern zu lernen. Vertraue deiner Idee, dem Prozess und der Stimme in dir, die dich bis hierhin geführt hat.

Du hast das Potenzial, die Ressourcen sind verfügbar, die Gelegenheit ist da. Was bisher gefehlt hat, ist deine Entscheidung. Mach es Nirmal Purja gleich – und tu es!

Was er geschafft hat, war bisher unvorstellbar. „Ich habe meine Vision erfolgreich umgesetzt. – Ich mache Dinge möglich, die eigentlich unmöglich erscheinen.“

Was ist deine Vision?